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Von: Adam Arndt
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In Deutschland steht die Burgerbrater-Familie Belcher ganz klar im Schatten von The Simpsons, Family Guy oder South Park. Seit kurzem kann man ihren Kinofilm Bob's Burgers - Der Film dennoch auch hierzulande sehen. Aber nicht im Lichtspielhaus, sondern via Disney+. Lohnt sich der Blick hinein oder ist das nur etwas für Fans?
Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!
2017 hörte man zum ersten Mal von den Plänen, einen Kinofilm zu Bob's Burgers auf die Beine zu stellen. Die Zeichentrickserie läuft nun schon seit 2011 beim US-Sender FOX und ist am Sonntag neben The Simpsons und Family Guy sowie wechselnden anderen Serien, eine feste Säule im Programm geworden. Inzwischen kommt aus der gleichen Ideenschmiede die Serie The Great North, die aber wohl noch etwas nischiger ist und wie der Rest der genannten Serien bei Disney+ gestreamt werden kann.
Im deutschen Free-TV läuft Bob's Burgers bei Comedy Central rauf und runter. Doch zu mehr als zu einer Art Kultstatus hat es die liebenswerte Zeichentrickserie wohl hierzulande nie gebracht. Darum kann ich auch nachvollziehen, warum Walt Disney und 20th Century Films sich nach einer zunächst anderslautenden Ankündigung dafür entschieden haben, auf einen Kinostart zu verzichten und direkt via Streaming zu starten. Seit dem 13. Juli ist der Film also bei Disney+ ohne Aufpreis zu finden.
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Die Promokosten hätten sich wahrscheinlich einfach nicht gelohnt. Und wenn schon Pixar-Filme, die früher locker 500 Millionen Dollar oder sogar eine Milliarde einspielen konnten, aktuell nicht ins Kino kommen, dann hätte es etwas verwundert, warum es die Belchers dann schaffen. Das ist jedoch keine Aussage über die Qualität der Serie, denn die ist seit eh und je hoch, sofern man den Humor und den Animationsstil mag. Persönlich hat bei mir das musikalische Central Park von Apple TV+ als dritte Serie mit dem gleichen Animationsstil zwar die Nase leicht vorne, aber die Belchers kann ich mir eigentlich auch jederzeit anschauen.
Regie beim Film führen Serienschöpfer Loren Bouchard und Bernard Derriman. Bouchard hat das Drehbuch zusammen mit Nora Smith geschrieben.
Worum geht es in Bob's Burgers - Der Film?
Im „Bob's Burgers - Der Film“ werden die Belchers durch ein gewaltiges Erdloch beschäftigt, das sich urplötzlich vor dem Burgerrestaurant auftut und nun die Burgerbrater-Familie von den Kunden trennt. Dadurch bleibt, trotz einiger Bemühungen anhand der Schilder im Fenster, die Kundschaft und somit der Verdienst aus. Doch die Bank will weiterhin ihre Kreditraten sehen. Die Hoffnung der Familie ist also Vermieter Mr. Fischoeder (David Wain), der ihnen hoffentlich mit der Miete für den Monat entgegenkommt. Ein „Vielleicht“ gibt da schon große Hoffnungen.
Linda (John Roberts) und Bob (H. Jon Benjamin) müssen kreativ werden und sich neue Verkaufsstrategien einfallen lassen. Natürlich können sie sich auf den Stammkunden Teddy (Larry Murphy) verlassen, dessen Ideen für einen mobilen Burgerverkauf zwar Risiken mit sich bringt, aber auch die Rettung sein könnten.
Die Belcher-Kinder Tina (Dan Mintz), Gene (Eugene Mirman) und Louise (Kristen Schaal) sind derweil natürlich sehr am Krater vor dem Domizil und Restaurant interessiert und entdecken darin eine Leiche. Besonders Louise brennt für die Klärung des Falls und bald schon werden die drei Fischoeder-Männer zu Verdächtigen - jeweils wegen verschiedener Beweise. Wer hat den carny umgebracht? Und warum bringt die Antwort die ganze Familie in Lebensgefahr?
Primetime-Zeichentrick im Kino
Bob's Burgers macht es einigen großen Vorbildern nach, die einen Kino-Exkurs gewagt haben, während die Serie noch läuft, wobei man hier natürlich vor allem „Die Simpsons - Der Film“, „South Park: Der Film - größer, länger, ungeschnitten“ sowie „Beavis und Butt-Head Machen's in Amerika“ im Kopf hat. Auch „Spongebob Schwammkopf“ hatte natürlich schon seine Kinoabenteuer, aber in dem Franchise bin ich überhaupt nicht heimisch. Am meisten verwundert mich aber, dass Family Guy und Futurama abseits von Direct-to-DVD-Werken bisher keine eigenen Kinofilme ausprobiert haben.
Oftmals gilt, dass das größere Budget die Animationsqualität steigen lässt, was auch beim „Bob's Burgers“-Film klar der Fall ist. Es gibt einige 3D-Renderings, deutlich komplexere Schatten und insgesamt sieht der Film durch das Breitbildformat etwas epischer aus. Die Geschichte selbst entwickelt sich rasch zu einem Whodunnit und bringt die Familie in Lebensgefahr. Ansonsten werden Themen behandelt, die man auch aus der Serie kennt und die Figuren sind ebenfalls so wie in ihren wöchentlichen Abenteuer. Die Belchers haben finanzielle Probleme, die Kinder sind neugierig und treiben Unfug und die skurrilen Bewohner der Nachbarschaft - vor allem die Schausteller - sorgen für Erheiterung, all das nur eben in der Länge von fünf oder sechs normalen Folgen.
Burgerbraten XXL?
Diesmal sorgen der Sommer und die örtliche Vergnügungsmeile, ihre Betreiber und das Innenleben der Fahrgeschäfte für etwas Abwechslung zum Burgerbraten, das nur bedingt möglich ist, weil Bob glaubt, nur im Restaurant arbeiten zu dürfen. Natürlich nimmt ihn die Gesamtsituation auch mit, was er vor der Familie nicht verbergen kann, aber alle ziehen an einem Strang, um eine Lösung zu finden. Denn die Animationsserie ist schließlich für ihre Wärme, Herzlichkeit und den Familienzusammenhang bekannt, auch wenn die Figuren drumherum natürlich viele kleine Macken mitbringen. Gesang und Tanz gehören ebenfalls zum festen Inventar und fehlen natürlich auch im Film nicht.
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Ich habe mich beim Anschauen allerdings gefragt, ob man mit dem Kinofilm Leute anspricht, die noch nie etwas von der Serie gehört haben - und das ist für mich weiterhin das größte Fragezeichen. Man kann den Streifen zwar ohne großes Vorwissen schauen, denn so komplex ist die Prämisse ohnehin nicht, easter eggs für die treuen Zuschauer gibt es aber natürlich auch. So etwa die offizielle Erklärung für die Hasenohren von Louise. Ich wäre positiv überrascht, wenn man damit neue Fans generiert, weil das alles doch sehr wie ein Schmankerl für die alten mit höherem Budget und Schauwerten als die TV-Fassung daherkommt, ohne je den Kern der typischen Geschichte zu verlieren. Trotzdem vermute ich eine bestimmte Hürde, weil die Figuren doch sehr eigen sein können und damit nicht ganz so zugänglich, wie zum Beispiel ein South Park oder eben The Simpsons und Family Guy. Das finde ich manchmal schon schade, weil man Bob's Burgers jeden neuen Fan gönnt.
Kenner der Materie haben also sehr wahrscheinlich ihren Spaß, aber die Macher verlassen dabei nie ihre Komfortzone oder gehen etwa auf Weltreise mit den Figuren oder etwas Ähnliches, erhöhen aber durchaus stellenweise die emotionale Fallhöhle und liefern ein paar solide Actioneinlagen und eine Autoverfolgungsjagd.
Der Punkt ist also, dass die Belchers auch im Kino relativ bodenständig bleiben und nicht wie die Kollegen The Simpsons oder South Park für den Film ordentlich auf die Pauke hauen. Etwas mehr Glanz in der Animation ist schon schön anzusehen, aber so richtig nötig hat man es nicht, wenn schon die wöchentlichen Eskapaden ohne viele Tamtam überzeugen und unterhalten können.
Fazit
„Bob's Burgers - Der Film“ ist ein unterhaltsames, extralanges Abenteuer der Belchers im Breitbildformat, das sogar eine überraschende Krimikomponente beinhaltet. Optisch sah die Serie wahrscheinlich nie besser aus. Dennoch bleibt der Film-Exkurs im Kern der Seele der Zeichentrickserie treu und präsentiert die Figuren, wie man sie kennt, mit allen Ecken, Kanten und Liebenswürdigkeiten, aber gleichzeitig auch ohne große Wagnisse oder spektakuläre Einfälle. Wie die Mutterserie kann der Film für Fans also wie ein Stammburger sein, der vielleicht keine Michelin-Sterne gewinnt, aber angenehm sättigt und einen halbwegs zufrieden zurücklässt. Dreieinhalb von fünf Veggie-Burgern von mir.
Hier abschließend noch der Originaltrailer zum beim Streamingdienst Disney+ abrufbaren Film „Bob's Burgers - Der Film“: